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Nachhaltiges Lernen in Seminaren und Workshops

Ein Artikel von Friederike Fitzel



„Nachhaltiges Lernen, was soll das denn eigentlich bedeuten?“. Diese Frage habe ich anfänglich oft gestellt bekommen. Gerne drehe ich die Frage dann um. „Wie viele Trainings haben Sie in Ihrem Angestelltenverhältnis schon durchlaufen? An welche erinnern Sie sich inhaltlich? Was nutzen Sie konkret heute noch?“ oder „Wie viele Onlinekurse haben Sie schon gekauft und wie viele davon haben Sie zu Ende gebracht? Wie viele sind vielleicht sogar in einem Ordner abgelegt, für später mal?“


Grundsätzlich läuft es meistens auf das Gleiche hinaus: An die Inhalte der unterschiedlichen Lernformate können sich die Wenigsten erinnern, irgendwann steigen die Menschen aus. Oder aber der Transfer in die Praxis erfolgt nur kurzfristig bis gar nicht. Schade eigentlich, oder? Viel Mühe, Arbeit und finanzieller Aufwand für nichts. So sollte es nicht sein. Vermutlich hast Du jetzt schon eine Idee, was ich mit nachhaltig meine? Nachhaltiges Lernen bedeutet, dass Inhalte langfristig im Kopf bleiben und tatsächlich umgesetzt werden. Dass Botschaften nicht verpuffen, dass Begeisterung im Alltag nicht schneller nachlässt, als ein Eis am Äquator schmilzt. Nachhaltig bedeutet in diesem Kontext – wie auch in anderen – auf Langfristigkeit bedacht, ohne Verschwendung von Ressourcen. Zeitliche und Finanzielle.


Wie können wir Nachhaltigkeit beim Lernen erreichen?

Es gibt einige Faktoren, die die Nachhaltigkeit beim Lernen deutlich erhöhen. Dazu zählen der richtige Aufbau, regelmäßige Abwechslung, viel Interaktion und genauso wichtig: Reflexion. Sie ist es, die den Transfer in den Alltag, in die Welt außerhalb des Workshops, Seminars oder Kurses sichert.


Aufbau

Der Aufbau ist der Erfolgsfaktor Nummer 1. Wenn die Inhalte nicht sinnvoll aufeinander abgestimmt sind, verunsichert das die Teilnehmenden, sie können nicht folgen und die Chance, etwas zu behalten, geht gegen Null. Was heißt das nun für den Aufbau? Es ist unglaublich wichtig, die Teilnehmenden dort abzuholen, wo sie sich gerade befinden. In den meisten Fällen heißt das, nicht in die Tiefe eines Themas reinzuspringen, sondern sanft darauf hinzuführen. Am besten geht das zum Beispiel mit einer Reflexion oder einem kurzen Austausch mit dem/r Nachbar:in. Auch ein Zitat zum Thema kann diskutiert werden.

Die weiteren Inhalte sollten dann in einer sinnvollen Reihenfolge – abhängig vom Ziel – gebracht werden. Was baut aufeinander auf? Wie könnte die Reise sinnvoll aufgebaut sein? Welche Inhalte sind Voraussetzung für den nächsten Abschnitt? Ein sinnvoller Aufbau kann immer wieder überdacht und angepasst werden. Bis er steht, kann es einiges an Zeit und Denkvermögen kosten.


Wie bei einer guten Rede und in einem guten Buch, bilden Anfang und Ende einen Rahmen. Oft sind es die Dinge, die automatisch am leichtesten in Erinnerung bleiben.

Es lohnt sich deshalb, am Ende unbedingt den Kreis zum Beginn zu schließen, AHA-Momente zu sammeln, nächste Schritte zu bedenken und damit auch gleich den Bogen in die Wirklichkeit zu spannen. Der Aufbau, die Struktur, die Reihenfolge – all das sind die Grundlagen, dass tolle Methoden, begeisternde Überraschungen oder klare Botschaften überhaupt erst eine Bühne finden.


Abwechslung

„Ich möchte heute über XY erzählen und habe dazu für Euch diese Powerpoint vorbereitet.“ Ein Seufzen geht durch den Raum als unten rechts in der Willkommensfolie 1/250 aufleuchtet. Herjee, das wird ein gähnend-langweiliger Vormittag.

So sollte es nicht sein. Monotone Vorträge, die auf die immer gleiche Weise erfolgen, lassen die Aufmerksamkeit schneller sinken, als Sie bis drei zählen können. Nachhaltig ist das nicht. Je nach Thema gibt es entsprechend mehr oder weniger Inhalte, die den Teilnehmenden näher gebracht werden sollen. Wichtig ist die abwechslungsreiche Darreichung des Inputs und die Länge der einzelnen Abschnitte. Inhalte können beispielsweise mit unterschiedlichen Hilfsmitteln vermittelt werden (z.B. Flipcharts, Karten, Gegenstände). Solche Vorträge sollten nicht länger als 20 Minuten dauern. Alternativ können Themen aber auch selbst mit zur Verfügung gestelltem Material erarbeitet und im Anschluss präsentiert werden.


Bisher bewegen wir uns nur innerhalb des Inputs. Es gibt aber noch viel mehr Abwechslung: Stille und Austausch, Ruhe und Bewegung, Input, Reflexion und Transfer. Immer sinnvoll aufgebaut, versteht sich! Abwechslung ist wichtig, um Langeweile entgegenzuwirken und immer wieder neu die Aufmerksamkeit für das Thema zu gewinnen. Abwechslung lässt unser Gehirn wachsam bleiben. Wir sind sie im Alltag mehr als gewohnt und je jünger die Teilnehmenden, desto kürzer die Aufmerksamkeitsspanne.


Interaktion

Inter-Aktion beinhaltet zwei Aspekte. Aktion bedeutet immer „ins Tun kommen“. Ende mit Passivität, gedanklichem Abschweifen und Abgabe von Verantwortung. Rein ins Tun und Ausprobieren von Neuem! „Inter“ bedeutet „zwischen“.


Die einzelnen Teilnehmenden agieren also nicht nur innerhalb ihres eigenen Selbst, sondern sie kommen in den Austausch mit Anderen und/oder der Gruppenleitung. Das öffnet dann neue Dimensionen, denn es werden Erfahrungen, Meinungen, ganz neue Perspektiven und/oder Ideen ausgetauscht.

Dies aktiviert die eigenen Gedanken, das Verarbeiten und die Erkenntnisgewinnung. Interaktion kann durch Gespräche und Brainstorming im Plenum erfolgen, durch Gruppen- oder Paararbeit, durch Spiele oder ganz andere, kreative Ansätze des Zusammenarbeitens.


Reflexion

Reflexion ist ein aus meiner Sicht oft ein unterschätztes bzw. bisweilen gar nicht genutztes Mittel, um nachhaltiges Lernen zu ermöglichen. Gezielte Fragen können zu jedem Zeitpunkt eines Workshops, Trainings oder Seminars eingesetzt werden und lassen die Teilnehmenden immer wieder ganz individuell an die Thematik anknüpfen. Das ist deshalb so wichtig, weil nur so erkannt werden kann „Was habe ich selbst mit dem Thema zu tun?“ „Wo stehe ich?“ „Wo will ich hin?“ „Was will ich ändern?“ Wichtig ist, genug Zeit zur Verfügung zu stellen und die Teilnehmenden „ins Denken“ kommen zu lassen. Dann ist Reflexion die beste Methode, um Inhalte und Botschaften bestmöglich zu verankern und in die Welt außerhalb der Veranstaltung zu transferieren.


Nachhaltiges Lernen mit Freude – Garant für gelungene Weiterentwicklung!

All diese Punkte und Erfolgsfaktoren sind die wichtigsten Zutaten, damit Inhalte nachhaltig „verstoffwechselt" werden können. Für die Würze empfiehlt sich dann noch eine gute Prise Humor. Dann wird jedes Training, Seminar, jeder Workshop ein Erfolg und Teilnehmende können nachhaltig lernen. Viel Spaß!



 

Friederike Fitzel ist Trainerin für bessere Zusammenarbeit in Unternehmen und Mentorin für Kurs-/ Workshopkonzepte mit WOW-Effekt. In diesem Zusammenhang bietet Sie den begleiteten Kurs CREATING:CONCEPTS für eher unerfahrene Gruppenleitende sowie das Trainer:innen Café, die Mastermind für Gruppenleitende für eher Fortgeschrittene an. Sie ist BWLerin, Kommunikationspsychologin sowie zert. Coachin mit Trainerkompetenz. Ihre Stärke liegt in der Kombination von Struktur und Kreativität, von Überblick und Liebe zum Detail sowie dem Zusammenspiel von Geschwindigkeit und nötigem Verweilen für mehr Tiefe. Friederike brennt für nachhaltiges Lernen! 😊


Foto: Mira Burgund


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