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Kinder in ihrem Bewegungsdrang unterstützen

Antje Steenbeck über Bewegungslieder mit Kindern und die positive Auswirkung auf deren Entwicklung.


Warum sind Bewegungslieder so wichtig für Kinder?

Bewegung ist grundsätzlich extrem wichtig, nicht nur für Kinder. Über die Bewegung erfahren wir unseren Körper, schulen unsere Wahrnehmung, stellen eine Verbindung zwischen Körper und Umwelt her und können darüber ganz viel vor allem nachhaltig lernen.

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Bewegung unsere Kreativität und Ausdauer, aber auch unsere Konzentration fördert, sowie uns besser mit Stress umgehen lässt.

Außerdem finden neuronale Verknüpfungen im Gehirn statt, die dafür sorgen, dass unser Gehirn wächst und wir immer komplexer denken können. Über die Musik können wir die Kinder abholen und sie aus einer ungestalteten, animativen Bewegung, die die Kinder durchaus auch ohne uns als Pädagog:innen durchführen können, in Qualitäten führen. Das gelingt uns am besten mit unserer eigenen Stimme, weil wir uns so der Geschwindigkeit der Zielgruppe anpassen können. Gerade eine gestaltete Bewegung ist spannend für die Kinder, wenn wir gute Vorbilder sind. Natürlich lassen sich einige Bewegungsspiele auch mit instrumentaler Musik durchführen, die dann bestimmte Aufgaben unterstützt. Ferner begegnen die Kinder den Polaritäten wie hoch-tief, langsam-schnell, eckig-rund, nah-fern usw.,

Wie können Bewegungslieder aus dem Irgendwie in Bewegungsqualitäten geführt werden?

Wie bereits oben erwähnt, führe ich die Kinder am besten über meine eigene Stimme in Qualitäten. Es gibt eine Menge Bewegungslieder von Kinderliedermachern, bei denen man bewegungstechnisch gar nicht hinterher kommt und diese Bewegung dann ein Irgendwie bleibt.

Mit meiner eigenen Stimme kann ich die Geschwindigkeit verändern und sogar dafür sorgen, dass bestimmte Verhaltensweisen ohne verbale Ermahnungen aufgehoben werden.

Außerdem habe ich über meine eigene Stimme einen viel näheren Kontakt zu der Zielgruppe und fördere parallel, dass auch sie ihre Stimmen einsetzen.

Was bedeuten diese Qualitäten in der Entwicklung der Kinder?

Diese Qualitäten geben den Kindern zum einen neue Impulse, zum anderen helfen sie ihnen, ihre Welt facettenreicher zu erschließen. Durch den bewussten, aber spielerischen Einsatz ihres Körpers werden sie fein- und grobmotorisch gefördert. Darüber hinaus erfahren sie, dass Bewegung etwas Schönes ist und sie lernen, ihren Körper differenzierter wahrzunehmen. So sorgt zum Beispiel die bewusste Auseinandersetzung mit Emotionen über die Bewegung (dazu gehören natürlich auch Mimik, Gestik und Haltung) dafür, einen Unterschied zwischen der traurigen Abwärtsspirale und der leichten Aufwärtsspirale zu erkennen. Betrachten wir das Feld der Fingerspiele, dann gibt es dadurch eine spielerische Möglichkeit, dem schreibfaulen Kind vorzubeugen. Bewegungen, die als Illustration durchgeführt werden – also den Text eines Liedes unterstützen – sorgen dafür, dass sich der Text besser gemerkt wird. Aber auch da ist es sehr wichtig, für verschiedene Textstellen auch verschiedenen Bewegungen zu verabreden. Über die Welt der Polaritäten entdecken die Kinder einen maßvollen Umgang mit Kraft, Geschwindigkeit und Lautstärke.

Was kann ich als Fachkraft dabei lernen, wenn ich mich mit dem Thema auseinandersetze?

Die größten Learnings sind wahrscheinlich, wenn ich aufzeige, wie ich die Kinder parallel in ihrer Resilienz fördern und, dass ich über eine facettenreich eingesetzte Stimme bestimmte Bewegungen oder auch Verhaltensweisen bei den Kindern hervorlocken kann.

Darüber hinaus sind die Teilnehmenden meiner Seminare immer sehr begeistert darüber, wie variantenreich man mit einem einzigen Lied arbeiten und was dann alles bei den Kindern gefördert werden kann. Außerdem melden mir viele Pädagog:innen zurück, dass sie nach dem Kurs richtig Lust haben, wieder (mehr) selbst zu singen.

Was kannst du bei Deinen Seminaren beobachten?

Grundsätzlich stelle ich immer wieder fest, dass sich alle selbst gern bewegen und es richtig genießen, nicht nur neue Lieder mitzunehmen, sondern auch die verschiedenen Spielideen kennenzulernen. Nahezu 100 % sind immer sehr überrascht, dass der Tag wie im Flug vergeht.

Welches ist dein Lieblings-Bewegungslied und warum?

Puh, das ist sehr schwer. Tatsächlich mag ich z. B. die „Waldbodenfüße“ von Matthias Meyer-Göllner sehr. Dort können wir unterschiedliche Arten der Fortbewegungen in Verbindung mit Raumwegen, -ebenen und Raumpunkten ausprobieren und die Kinder hören nie auf, immer noch eine Idee zu nennen. Außerdem kann ich mit dem Lied auch aufzeigen, wie man so etwas wie Zeitmanagement anlegen oder auch den Bildungsbereich der Mathematik dadurch aufgreifen kann.


 

Antje Steenbeck ist Musik- und Bewegungspädagogin und seit mittlerweile 17 Jahren im schulischen und außerschulischen Kontext mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen tätig. Seit 9 Jahren unterrichtet sie zudem an sozialpädagogischen Berufsfachschulen angehende Erzieher*innen und SPAs in den Fächern Musik-, Bewegungs-, Spiel- & Theaterpädagogik. Darüber hinaus hat sie eine klassische Gesangausbildung und steht mit der Stimme hauptsächlich im Jazzbereich auch auf der Bühne. Neben dieser Tätigkeit ist sie zertifizierte Resilienztrainerin.

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